Nun hieß es : Alle Mann aussteigen, Passkontrolle, Koffer
öffnen! Mit dem bekannten strengen Blick der Grenzbeamten wurden die
Reisenden am Grenzübergang zum Ossiland empfangen. Hinter der Mauer
erwartete die neugierigen Wessis Erichs Welt in den 70iger Jahren.
Schon von weitem sah man die Flagge mit dem Hammer und Zirkel und wie
es sich für jene Zeit gehörte, erklangen dann auch Begrüßungslieder
wie die "Becher-Hymne und die Internationale.


Zum Blick über den antifaschistischen Schutzwall hatte der
Theaterkurs der Jahrgangsstufe 12 des Neubeckumer Gymnasiums unter der
Leitung des stellvertretenden Schulleiters Siegfried Krebs eingeladen.
Mit ihrer Komödie Sonnenallee nach dem Buch Am kürzeren Ende der
Sonnenallee von Thomas Brussig, erzählten die jungen Schauspieler dem
Zuschauer mit viel Witz einen Ausschnitt aus dem Leben einer
Jugendclique, die zwischen Rebellion, Anpassung und pubertären
Problemen versucht ihren Weg zu finden.


Die Hauptperson ist dabei Micha, gespielt von Farzam Mervaz-Pour ,
der sich in eine hübsche Mitschülerin der EOS Wilhelm Piek verliebt und
glaubt nachdem er eine Nacht mit ihr verbracht hat, sie würde nun bei
ihm bleiben. Doch Miriam (Sara Irak) beschließt, obwohl sie
Parteimädchen ist und nun weiß, dass Ossis auch küssen können, ihre
Koffer zu packen. Grund ist ein smarter Wessi, der sich als
trotteliger Hotelboy entpuppt. Und dann ist da noch Onkel Heinz (
Kristina Meintrup) mit der Asbestpsychose, der immer wieder seine
Familie auf der Sonnenstraße Ost besucht und schmuggelt, was sich seine
Verwandtschaft an Westluxus so wünscht. Schließlich stirbt der Onkel an
der typisch westlichen Krankheit Lungenkrebs. Michas Mutter, Doris
Ehrenreich (Farah Fischer) nutzt die Gelegenheit, um zur Beerdigung in
den Westen zu reisen und schmuggelt Onkel Heinz nach seiner
Einäscherung in einer Kaffeedose an den Grenzern vorbei zurück in den
Osten. Der Schmuggler wird zum Schmuggelgut.


Das Publikum amüsierte sich köstlich. Die Mauer ein Witz? Die
Sonnenallee, die Lindenstraße-Ost? Ja, es ist den jungen
Nachwuchsschauspielern gelungen, diesem ergreifenden Teil der deutschen
Geschichte, die Teilung Berlins in Ost und West, einen humorvollen
Anstrich zu verleihen, ohne das Thema der Lächerlichkeit preiszugeben.
Das wurde am Ende von den Zuschauern mit viel Applaus honoriert.